Person
Johannes Raschke, geboren 1979, lebt und arbeitet in Aalen. Der Diplomdesigner erarbeitet seit über 20 Jahren Kommunikationsgrafik, Marketingstrategien und Markendesigns sowie deren Anwendungen. In seiner Arbeit als freischaffender Künstler entsteht Gegenwartskunst in Form zeitgenössischer Malerei.
Arbeit
Die Arbeiten von Johannes Raschke muten auf den ersten Blick an wie Farbfeldmalerei, dass dabei mehr entsteht, das erschließt sich dem Betrachter schnell: Allesamt sind die mit Nummern betitelten Werke aus einzelnen Flächen als "Portraits" zu erkennen, als grob aufgelöste Abbilder zwischen Darstellung und Deutung.

Aber schon die Begrifflichkeit des "Portraits" führt die Wortwörtlichkeit ad absurdum, lassen die Bilder trotz ihrer formalen Feinheit lediglich zu, Personen als solche zu erkennen - jede spezifische Portraitierung bleibt verborgen und fördert unweigerlich die Frage nach dem abgebildeten Individuum zu Tage. So lassen die Gemälde alles unbeantwortet, was hinter dem Code ihrer Farbflächen liegt und verlangen allesamt ihrem Betrachter ab, zu deuten, nahe zu kommen, auf Distanz zu gehen, die Augen zusammenzukneifen und sich am Ende doch mit einem Geheimnis zwischen Abbild und Ahnung abzufinden.

In diesem Spiel aus Größe, Fläche und Auflösung, Nähe und Distanz entsteht so schnell ein Spannungsfeld zwischen der formalen Erscheinung grafischer Farbstudien und eben der tiefgehenden Ironie von Personenbildnissen, die nicht mehr verraten, als die Tatsache, solche zu sein. Je mehr Distanz der Betrachter zulässt, je weiter er sich vom Werk entfernt, je weniger erkannt werden kann, umso mehr Raum entsteht für die Deutung der Bildnisse; fast - so die Wahrnehmung - wird sichtbar, was sich bei naher Betrachtung entzieht. Das gilt ebenso für die gegensinnige Wirkungsweise: Je näher der Betrachtungspunkt rückt, desto mehr entzieht sich das Portrait seiner Erkennung bis es gänzlich in die abstrahierte Matrix seiner Farbfelder entflieht. In diesen Gegensätzen kreist die Wahrnehmung, bis die Abbilder im Auge des Betrachters zum Portrait eines Gegenübers werden.

Auch die Technik der Arbeiten unterstreicht dabei diese Eigenart: Was auf den ersten Blick wie großflächige Drucke anmutet, wird erst bei naher Betrachtung als handgemachte Acrylmalerei erkannt. So sind die Arbeiten bei eingehender Betrachtung auch formal angefüllt von Persönlichkeit, sind sie doch in ihrer unvollkommenen Immitation digitaler Pixelbilder zutiefst menschliche Handarbeit.

Und so wird das Duett aus Betrachter und Werk am Ende zu einer Parabel der Zwischenmenschlichkeit, zu einem Sinnbild für Offensichtliches und Verborgenes im menschlichen Pendant, für die Sehnsucht nach dem Erkennen des eigenen Gegenübers und für all die Bemühungen darum.